Unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“ wird am 20. September in Deutschland und in anderen Ländern der Weltkindertag gefeiert.
Gerade in Krisenzeiten leiden die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft am meisten. Neben alten und kranken Menschen sind das vor allem Kinder.
Im Jahr 2019 war bereits etwa jedes sechste Kind in Deutschland von Armut betroffen. Seit Beginn der Corona-Krise zeichnet sich hier ein negativer Trend ab. Abgesehen von der Armut gab und gibt es noch weitere Auswirkungen, die beispielsweise den Bildungssektor betreffen und die Gesundheit.
Dabei spielt die Herkunft immer noch eine große Rolle. Benachteiligt sind Kinder mit Migrationshintergrund, aber vor allem auch solche, die bei einem alleinerziehenden Elternteil leben. Gerade lernschwache Kinder oder Kinder, denen es an Struktur mangelt, wurden durch das sogenannte „Homeschooling“ weiter abgehängt.
Der Mangel an Aktivitäten und sozialen Kontakten hat zudem gesundheitliche Folgen. So erreichten Depressionen und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie neue Höchststände.
Offenbar weiß die Politik kein Mittel, um dieser beunruhigenden Entwicklung entgegenzuwirken. Obwohl beispielsweise der Koalitionsvertrag der Ampel eine Verankerung der Grundrechte von Kindern im Grundgesetz vorsieht, wurden dahingehend bisher keine Schritte unternommen. Tatsächlich stellt die Novellierung des IfSG eher das Gegenteil dar. Neben möglichen Einschränkungen allgemeiner Grundrechte, die weiter unter Vorbehalt stehen, bietet es die Option Kinder erneut mit verschiedenen Maßnahmen zu traktieren. Dass es keine Schulschließungen mehr geben soll, stellt dabei nur einen schwachen Trost dar.
Am Horizont zeichnet sich nämlich schon die nächste Krise ab. Die explodierenden Energiekosten dürften vor allem Kinder treffen und zwar weiterhin diejenigen aus einkommensschwachen Familien. Dass es in den Schulen bis Februar kein warmes Wasser mehr geben soll, stellt dabei wahrscheinlich das geringste Problem dar.
Schon im letzten Winter konnten zwei Millionen Menschen in Deutschland kein Geld für die Heizkosten aufbringen. Durch die extreme Teuerung gerade in diesem Bereich wird sich die Zahl vervielfachen. Die Folge sind vermutlich Krankheiten und andere Schwierigkeiten. Die Drosselung der Temperatur in öffentlichen Gebäuden wie Schulen wird ihr übriges tun.
Lösungsansätze sucht man in der Politik vergeblich. Die einzige Antwort ist eine magere Erhöhung des Kindergeldes, die nicht einmal die aktuelle Inflation auffängt. Insgesamt hält keines der sogenannten „Entlastungspakete“, was es verspricht – eine Entlastung. Viele Menschen werden mit Einmalzahlungen abgespeist, die ihnen vorher um ein Vielfaches in Form von Steuern abgepresst wurden.
Stattdessen hält es die Politik für sinnvoller Energiekonzerne zu subventionieren. Zu diesem Zweck führt die Regierung die sogenannte Gasumlage ein, die die Menschen in diesem Land zusätzlich belastet. Dabei verdienen gerade die Energiekonzerne an den gestiegenen Preisen und vermelden Rekordgewinne. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland. Auch Russland vermeldet Exportüberschüsse in neuer Rekordhöhe, also genau das Land, das wir mit den für uns schädlichen Sanktionen eigentlich in die Knie zwingen wollen.
Das Fazit ist, dass Kinder und ihre Rechte in der Politik immer noch stiefmütterlich behandelt werden, sowie etwaige Probleme marginalisiert und dennoch werden sich am Weltkindertag wieder Politiker zu großen Reden hinreißen lassen, denen keine Taten folgen. Man wird die Armut in anderen Ländern anprangern und uns erklären wir müssten solidarisch sein und was Kinder alles aushalten können – sofern diese in Deutschland leben.
Unerwähnt bleiben werden die Missstände, die beispielsweise durch den Abbau seltener Mineralien und Erden für „unseren“ ökologischen Traum verursacht werden. Dass gerade die Corona-Krise diese Probleme verschärft und neben einem Anstieg der Armut und der Mangelernährung auch wieder einen Zuwachs der Kinderarbeit bewirkt hat, wird wohl kaum Erwähnung finden. Es passt schlicht nicht ins Weltbild von Fanatikern.
Kinder seien unsere Zukunft, heißt es immer wieder. Und doch zwingt man dieser Zukunft eine Bürde auf, die sie kaum zu schultern vermag. Das alles geschieht unter dem Deckmantel der Solidarität, dem am stärksten verbrannten Kampfbegriff der letzten Jahre. Wer wirklich solidarisch sein möchte, wer wirklich etwas tun möchte und wer wirklich für Kinderrechte einstehen möchte, der kann eigentlich nur – nein, er muss – dieser Politik seine Unterstützung entziehen. Es ist Zeit für eine Politik, die von Menschen für Menschen gemacht wird – für alle Kinder in diesem und auch in anderen Ländern.
Bundeszentrale für politische Bildung: Weltkindertag
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/513008/20-september-weltkindertag/
Statistisches Bundesamt: Tag der Kinderrechte
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/11/PD20_N076_634.html